Hermann Lenz, geboren am 26. 2. 1913 in Stuttgart. Studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik in Heidelberg und München. Während des Zweiten Weltkriegs Militärdienst. Seit der Entlassung aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft freier Schriftsteller. 1951–1971 Sekretär des Süddeutschen Schriftstellerverbandes. Lebte seit 1975 in München. Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (Darmstadt) und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Stiftungsdozentur für Poetik an der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität Frankfurt/M. (Sommersemester 1986). Lenz starb am 12. 5. 1998 in München.
* 26. Februar 1913
† 12. Mai 1998
von Roland Koch
Essay
„Das Vergangene oder die mit Patina belegte Zeit“, so äußerte Hermann Lenz Anfang der siebziger Jahre in einer Selbstbeschreibung, habe „all meine Arbeiten beeinflußt oder infiziert“. Er sei kein Mensch des Gegenwärtigen und erinnere sich oft daran, daß es „Gegenwart gar nicht gibt“, es gebe nur Vergangenheit. Das Unzeitgemäße, die betonte Verweigerung von Aktualität, eine eigentümliche Distanzhaltung, das nach rückwärts und nach innen Gewandte seiner Figuren, ihr Außenseiter- und Einzelgängerhaftes, die im „inneren Bezirk“ stillstehende Zeit seiner Prosa sind in der Tat auffällige und umstrittene Züge seines Werks. Der Autor, der seine erste Prosaarbeit (die Erzählung „Das stille Haus“, die schon viel von den genannten Merkmalen erkennen läßt) bereits 1938 veröffentlicht hat, geriet ...